Der Vertriebsweg über Amazon ist für viele Verkäufer von großer Bedeutung. Umso schlimmer ist, wenn Amazon das Konto plötzlich sperrt. Es gibt aber Möglichkeiten, die Entsperrung des Kontos zu erreichen.
Inhaltsangabe:
- Amazon sperrt Verkäuferkonto
- Gründe für Kontosperrung durch Amazon
- Maßnahmen gegen Kontosperrung
- Amazon-Verfahren
- Rechtliche Schritte gegen Amazon
- Ihre Möglichkeiten
- Kontaktformular
Fakten zum Thema Amazon sperrt Verkäuferkonto
Sollen über das Internet Waren verkauft werden, führt für Händler in der Regel kein Weg an Amazon vorbei. Der Internet-Riese zählt zu den wichtigsten Vertriebskanälen überhaupt. Das birgt aber auch Risiken für Verkäufer, denn immer häufiger sperrt Amazon Verkäuferkonten. Die Kontosperrung kommt zumeist völlig unvermittelt und trifft die Verkäufer hart, besonders wenn sie ihre Waren hauptsächlich über Amazon absetzen. Ist der wichtigste Vertriebsweg für sie gesperrt, kann das existenzbedrohende Folgen haben. Umso wichtiger ist es, alle Hebel in Gang zu setzen, um das Konto wieder zu entsperren.
Gründe für Kontosperrung durch Amazon
Die Gründe für die Sperrung von Händler-Konten kann unterschiedliche Gründe haben. So ist Kundenzufriedenheit für Amazon von hoher Bedeutung. Erhält ein Händler auffallend viele schlechte Kundenbewertungen oder kommt es besonders häufig zu Rücksendungen wertet Amazon dies als negativ. Zudem entstehen durch Rücksendungen Mehrkosten, so dass der Händler für Amazon weniger interessant ist.
Wichtiger dürfte aber der Punkt sein, dass Amazon durch die Kontosperrung verhindern möchte, wegen einer Schutzrechtsverletzung selbst in Anspruch genommen zu werden. Durch die Nutzung urheberrechtlich geschützter Fotos oder geschützter Markenrechte kann es schnell zur Verletzung gewerblicher Schutzrechte kommen. Betroffen sind bspw. Markenrechte, Patentrechte, Designrechte oder Urheberrechte. Gleiches gilt natürlich auch, wenn versucht wird, Plagiate und Fälschungen über die Online-Plattform zu verkaufen. Erlangt Amazon Kenntnis von solchen Rechtsverletzungen, muss das Unternehmen umgehend reagieren, da es ansonsten gemäß § 10 Telemediengesetz (TMG) selbst in der Haftung stehen kann. Um dies zu vermeiden, werden Händlerkonten schon bei einem kleinen Verdacht schnell gesperrt. Eine genauere Prüfung, ob der Verkäufer tatsächlich einen Rechtsverstoß begangen hat, findet häufig nicht statt.
Ein weiterer Grund für die Sperrung kann auch die Verletzung von Datenschutzrechten sein.
Oftmals basiert die Sperrung des Kontos auch einfach nur auf einen Algorithmus, der ein bestimmtes Verhalten als fehlerhaft eingestuft hat. Dafür kann ggf. schon der Wechsel der Kontoverbindung oder anderer Daten reichen.
Aus welchem Grund das Konto konkret gesperrt wurde, teilt Amazon häufig nicht oder nur völlig unzureichend mit. Das macht es für den Verkäufer umso schwieriger, die Freischaltung seines Kontos zu erreichen. Anfragen werden oft mit der lapidaren Antwort, dass die Sperrung aufgrund eines Prüfungsverfahrens erfolgt ist, abgespeist.
Maßnahmen gegen Kontosperrung
Auch wenn sich Amazon hier wenig kundenfreundlich zeigt, gibt es Wege die Entsperrung des Kontos zu erreichen. Die erste Möglichkeit ist im Wege eines Amazon-Verfahrens einen Maßnahmenplan vorzulegen. Alternativ dazu kann die Entsperrung auch die Einlegung rechtlicher Schritte erreicht werden.
Amazon-Verfahren
Das Amazon-Verfahren ist ein internes Prüfungsverfahren des Versandriesen für gesperrte Konten. Durch die Vorlage eines Maßnahmenplans kann der Händler darlegen, dass er sein Fehlverhalten erkannt hat und entsprechende Maßnahmen treffen wird, um dieses abzustellen.
Zur Klarstellung: In diesem Verfahren geht es nicht darum festzustellen, ob die Kontosperrung berechtigt ist. Es geht ausschließlich darum, Amazon zu überzeugen, dass es künftig zu keinen Verstößen mehr kommen wird. Dieses Prüfungsverfahren kann nur einmal durchgeführt werden. Daher ist es wichtig darzulegen, dass der Händler den Grund für die Sperrung erkannt hat und diesen abstellen wird. Weiter sollte ein konkretes Konzept vorgelegt werden, wie ein solchen Fehlverhalten vermieden wird.
Das Amazon-Verfahren hat den Nachteil, dass mit keiner schnellen Entscheidung zu rechnen ist. Kann Amazon nicht überzeugt werden, das Konto wieder freizuschalten, ist der Weg über das Amazon-Verfahren verbaut.
Rechtliche Schritte gegen Amazon
Ist das Amazon-Verfahren gescheitert oder die Entsperrung des Kontos eilig, empfiehlt es sich, rechtliche Schritte einzulegen. Dabei sollte Amazon zunächst schriftlich aufgefordert werden, das Konto zu entsperren und die Verfügungsgewalt wiederherzustellen. Kommt das Unternehmen der Aufforderung nicht nach, können rechtliche Schritte eingeleitet werden. Da in den meisten Fällen Eile geboten, kann eine einstweilige Verfügung beantragt werden, um die Entsperrung des Kontos zu erreichen.
Weiter kann dann Klage gegen die Kontosperrung erhoben werden. Dabei ist zu beachten, dass es Amazon nicht grundsätzlich verboten ist, Konten zu sperren. Die Sperrung ist zulässig, wenn wichtige Gründe dafür vorliegen. Das ist der Fall, wenn der Verkäufer gesetzliche Standards nicht einhält oder gewerbliche Schutzrechte verletzt. Andererseits hat der Händler mit Amazon einen Nutzungsvertrag geschlossen. Kann der Händler die Plattform aufgrund der Kontosperrung nicht nutzen, kommt Amazon seinen vertraglichen Pflichten nicht nach.
In diesem Zusammenhang hat das Landgericht Hannover mit Beschluss vom 22. Juli 2021 entschieden, dass Amazon seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, wenn es ein Verkäuferkonto sperrt (Az.: 25 O 221/21). Das Gericht entschied im Wege der einstweiligen Verfügung, dass Amazon das Händlerkonto wieder entsperren muss, so dass der Verkäufer es wieder uneingeschränkt nutzen kann. Amazon habe die Sperrung des Kontos nicht ausreichend begründet, sondern nur angegeben, dass der Verkäufer gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform verstoßen habe. Das war dem LG Hannover als Begründung zu wenig.
Ihre Möglichkeiten
Händler, die auf ihr Amazon-Konto angewiesen sind, sollten ihre Möglichkeiten nutzen, um die Entsperrung zu erreichen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, anwaltlichen Rat einzuholen. Dazu sollte ein solches Vorgehen aber auch wirtschaftlich Sinn machen.