Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht dem Verdacht nach, dass die Hymer-Gruppe falsche Gewichtsangaben beim Verkauf von Wohnmobilen in der Gewichtsklasse bis 3,5 Tonnen gemacht hat. Das Gewicht eines Fahrzeugs ist ein wichtiges Kriterium dafür, welche Führerscheinklasse zum Fahren des Fahrzeugs erforderlich ist und wie viel Zuladung möglich ist.
Ermittlungen gegen Hymer-Mitarbeiter
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat am 26. Januar 2022 die Geschäftsräume der Hymer-Gruppe in Bad Waldsee durchsuchen lassen. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte, werde ein Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Erwin Hymer Group SE wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit Gewichtsangaben beim Verkauf von Wohnmobilen geführt. Mit Unterstützung des LKA Baden-Württemberg habe es noch weitere Durchsuchungen gegeben.
Eine Sprecherin der Hymer-Gruppe bestätigte die Durchsuchungen und gab an, mit den Behörden zu kooperieren.
Weitere Details sind derzeit noch nicht bekannt.
Gewicht und Führerscheinklasse
Wer noch einen „alten“ Führerschein der Klasse 3 hat, hat es gut. Mit dieser Klasse dürfen Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen gefahren werden. Nach der Neueinteilung der Führerscheinklassen ist das jedoch nicht mehr möglich. Mit der Fahrerlaubnis Klasse B dürfen Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen bewegt werden. Für alles was schwerer ist, ist ein Lkw-Führerschein erforderlich.
Da nicht vorausgesetzt werden kann, dass Campingfreunde einen Lkw-Führerschein haben oder noch einen Führerschein der Klasse 3 haben, ist es gerade bei Wohnmobilen wichtig, dass sie nicht mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Sind die Fahrzeuge schwerer, macht sich der Fahrer ohne den erforderlichen Führerschein strafbar. Ärger ist dann vorprogrammiert. Gerade in der Ferienzeit werden Wohnmobile oft zur Wiegen "eingeladen". Es ist nicht verwunderlich, dass es immer wieder zu teils erheblichen Überladungen kommt.
Rechte geltend machen
Wie immer gilt die Unschuldsvermutung. Sollte sich jedoch herausstellen, dass bei den Wohnmobilen falsche Gewichtsangaben gemacht wurden, können daraus Rechte der Käufer von Gewährleistungsansprüchen über den Rücktritt vom Kaufvertrag bis hin zu Schadenersatzansprüchen entstehen.
Nicht ganz neu...
Der Spiegel hatte das Thema bei der Beobachtung der Hymer-Marke Laika schon 2018 auf dem Schirm. Eine Untersuchung des saarländischen TÜV hatte bei Laika Wohnmobilen der Baujahre 2011 bis 2017 erhebliche Gewichts- und Sicherheitsprobleme festgestellt. Von insgesamt 304 überprüften Wagen sollen 76,8 Prozent das zulässige Gesamtgewicht oder die Achslast teilweise erheblich überschreiten. Sicherheitsbedenken habe es bei 70 Prozent der geprüften Wohnmobile in Bezug auf Bremssystem, Lenk- und Fahrverhalten gegeben. Geprüft worden waren Laikas des Typs Kreos. Dieses Wohnmobil gehört in der 3,5 Tonnen-Klasse zu den attraktivsten und umfangreichst ausgebauten Wohnmobilen.
Hymer Gruppe
Neben Hymer zählen auch die Marken Buccaner, Bürstner, Carado, Compass, Crosscamp, Dethleffs, Elddis, Eriba, Etrusco, Laika, LMC, Niesmann + Bischoff, Sunlight und Xplore zur Hymer-Gruppe. Betroffen sind nach aktuellem Kenntnisstand noch keine konkreten Modelle. Es besteht ein Anfangsverdacht in Bezug auf Wohnmobile der 3,5 Tonnen-Klasse, alsi mit einem zulässigen Gesamtgewicht von weniger als 3500 Kilogramm (Fahrzeuggewicht und Zuladung).
Unklar ist zunächst auch, worin der Betrug begründet liegt. Nach aktuellem Kenntnisstand geht es bislang un betrügerische Angaben im Rahmen der Werbung für Hymer Wohnmobile. Ob damit auch Schummeleien gemeint sind, die sich auf die Fahrzeugpapiere auswirken, ist der Zeit noch unklar.
Razzia bei Hymer - Verdacht falscher Gewichtsangaben
Wenn die Ermittler bei einem Autobauer oder Wohnmobil-Hersteller vorfahren, kommt schon fast reflexartig die Vermutung auf, dass es um Abgasmanipulationen geht. Beim Wohnmobil-Hersteller Hymer ist das jedoch anders. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart zwar auch wegen Betrugsverdachts, diesmal geht es allerdings nicht um Abgaswerte, sondern um falsche Gewichtsangaben bei den Wohnmobilen. In diesem Zusammenhang wurden Ende Januar die Geschäftsräume am Firmensitz in Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) durchsucht.